21.01.2020 06:00 | NDR Norddeutscher Rundfunk | Vermischtes
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Schwarzarbeit auf dem Bau: systematischer Betrug mit falschen Rechnungen
Hamburg (ots) - Mit gefälschten Rechnungen wird Schwarzarbeit in der Baubranche
systematisch und im großen Stil verschleiert. Auf Anfrage des NDR
Politikmagazins "Panorama 3" gab die Generalzolldirektion Bonn erstmals Zahlen
zu dieser systematischen Verschleierung heraus: Bei mehr als jedem zehnten
Ermittlungsfall fand der Zoll Hinweise auf gefälschte Rechnungen, mit denen der
Einsatz von Schwarzarbeitern verschleiert wurde. Von insgesamt rund 18.000
Ermittlungsverfahren im Baugewerbe betraf dies im vergangenen Jahr mehr als 1800
Fälle.
In der Baubranche werden nach Schätzungen von Prof. Friedrich Schneider von der
Universität Linz jährlich bis zu 120 Milliarden Euro "schwarz" erwirtschaftet.
Um große Geldsummen zu verschleiern, haben die Firmen ein ausgeklügeltes System
entwickelt: Scheinrechnungen, in der Branche "Abdeckrechnungen" genannt. Damit
werden die "schwarz" entstandenen Kosten abgedeckt. Für diese Rechnungen gibt es
einen illegalen Markt, sogenannte "Servicegesellschaften" bieten sie an. In der
Regel läuft das wie folgt: Die Bauunternehmer bestellen bei einer solchen
Servicegesellschaft eine Scheinrechnung. Sie überweisen dann die geforderte
Rechnungssumme, ohne eine Leistung dafür erbracht zu haben. Später erhalten sie
den Betrag abzüglich einer Provision von fünf bis zehn Prozent in bar zurück.
Mit dem rückgezahlten Geld bezahlen Bauunternehmer dann tatsächlich ihre
Schwarzarbeiter. Und mit der gefälschten Rechnung können sie bei Zollkontrollen
behaupten, die Arbeit hätten nicht die eigenen Angestellten gemacht, sondern ein
Subunternehmer.
Das Landgericht Hamburg hat im vergangenen Jahr einen Bauunternehmer zu zwei
Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, der auf diesem Weg Finanzämter und
Sozialkassen um mehr als 3 Millionen Euro betrogen hatte. Seine Firma war unter
anderem am Bau der Hamburger Umweltbehörde beteiligt. Der ermittelnde
Oberstaatsanwalt Carsten Boddin bezeichnet im Interview mit "Panorama 3" diese
Verflechtung von illegal agierenden Bauunternehmern und den
Servicegesellschaften als Teil der organisierten Kriminalität. "Dieses System
von Servicefirmen, die genutzt werden, um Abdeckrechnungen zu schreiben, besteht
ja nicht nur für diesen Fall", so Boddin, "sondern es wird nach unseren
Erkenntnissen in der gesamten Branche genutzt."
Mehr dazu am Dienstag, 21. Januar, um 21.15 Uhr in "Panorama 3" im NDR Fernsehen
Online finden Sie "Panorama 3" unter www.NDR.de/panorama3
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040 / 4156-2301
Mail: i.bents@ndr.de
http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6561/4497573
OTS: NDR Norddeutscher Rundfunk
Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell
systematisch und im großen Stil verschleiert. Auf Anfrage des NDR
Politikmagazins "Panorama 3" gab die Generalzolldirektion Bonn erstmals Zahlen
zu dieser systematischen Verschleierung heraus: Bei mehr als jedem zehnten
Ermittlungsfall fand der Zoll Hinweise auf gefälschte Rechnungen, mit denen der
Einsatz von Schwarzarbeitern verschleiert wurde. Von insgesamt rund 18.000
Ermittlungsverfahren im Baugewerbe betraf dies im vergangenen Jahr mehr als 1800
Fälle.
In der Baubranche werden nach Schätzungen von Prof. Friedrich Schneider von der
Universität Linz jährlich bis zu 120 Milliarden Euro "schwarz" erwirtschaftet.
Um große Geldsummen zu verschleiern, haben die Firmen ein ausgeklügeltes System
entwickelt: Scheinrechnungen, in der Branche "Abdeckrechnungen" genannt. Damit
werden die "schwarz" entstandenen Kosten abgedeckt. Für diese Rechnungen gibt es
einen illegalen Markt, sogenannte "Servicegesellschaften" bieten sie an. In der
Regel läuft das wie folgt: Die Bauunternehmer bestellen bei einer solchen
Servicegesellschaft eine Scheinrechnung. Sie überweisen dann die geforderte
Rechnungssumme, ohne eine Leistung dafür erbracht zu haben. Später erhalten sie
den Betrag abzüglich einer Provision von fünf bis zehn Prozent in bar zurück.
Mit dem rückgezahlten Geld bezahlen Bauunternehmer dann tatsächlich ihre
Schwarzarbeiter. Und mit der gefälschten Rechnung können sie bei Zollkontrollen
behaupten, die Arbeit hätten nicht die eigenen Angestellten gemacht, sondern ein
Subunternehmer.
Das Landgericht Hamburg hat im vergangenen Jahr einen Bauunternehmer zu zwei
Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, der auf diesem Weg Finanzämter und
Sozialkassen um mehr als 3 Millionen Euro betrogen hatte. Seine Firma war unter
anderem am Bau der Hamburger Umweltbehörde beteiligt. Der ermittelnde
Oberstaatsanwalt Carsten Boddin bezeichnet im Interview mit "Panorama 3" diese
Verflechtung von illegal agierenden Bauunternehmern und den
Servicegesellschaften als Teil der organisierten Kriminalität. "Dieses System
von Servicefirmen, die genutzt werden, um Abdeckrechnungen zu schreiben, besteht
ja nicht nur für diesen Fall", so Boddin, "sondern es wird nach unseren
Erkenntnissen in der gesamten Branche genutzt."
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